Viele Internet-Nutzerinnen und -Nutzer geben an, mindestens gelegentlich mit politisch motivierter Desinformation konfrontiert zu sein (54%) und sagen dieser ein demokratiegefährdendes Potential nach (85%). Das geht aus der neusten forsa-Umfrage zum Informationsverhalten bei Wahlen hervor. Zugleich zeigt eine weitere Untersuchung, dass sich Desinformation nicht unmittelbar auf die Meinungsbildung auswirkt, wie meist angenommen wird. Im Gegenteil: Desinformation wird sogar immer häufiger als solche identifiziert. Gemeldet wird sie jedoch selten. Zu diesen Erkenntnissen kommen die forsa-Umfrage „Informationsverhalten Wahlen und Desinformation 2023“ sowie die aktuelle Studie „Vorsicht #Desinformation: Die Wirkung von desinformierenden Social Media-Posts auf die Meinungsbildung und Interventionen“, die jeweils von der Landesanstalt für Medien NRW in Auftrag gegeben wurden.
Desinformation wird häufig wahrgenommen, aber selten gemeldet
Besonders zu Krisenzeiten florieren Desinformationen in den sozialen Medien und landen zwangsläufig in den Timelines. Die Befragten der Studie zur Wirkung von Desinformation auf die Meinungsbildung gaben an, dass sie Fehlinformationen zur COVID-19-Impfung (44%) und zum Krieg Russlands in der Ukraine (46%) mindestens wöchentlich online sehen. Mehr als zwanzig Prozent der Befragten begegnen diesen sogar täglich. Und obwohl die Befragten regelmäßig mit Desinformation konfrontiert sind, zeigt sich in unserer diesjährigen forsa-Befragung, dass Gegenmaßnahmen nur selten genutzt werden: Im Vergleich zu 2021 geben weniger Befragte an, Desinformationen bzw. ihre Verfasserinnen und Verfasser zu melden (2023: 13%, 2021: 15%). Zwar machen die jüngeren Altersgruppen mit 36% deutlich häufiger von dieser Maßnahme Gebrauch als die älteren Altersgruppen, allerdings ist auch dieser Wert im Vergleich zu 2021 stark rückläufig (51%). Und das, obwohl das Melden von Desinformation laut forsa-Befragung von vielen Befragten als wirksames Gegenmittel wahrgenommen wird (44%).
„Der Einsatz von einfachen Warnhinweisen an Posts mit faktisch-falschen Informationen hilft, Falschinformation als solche besser zu entlarven.“
Gemeinsame Verantwortung, sich für demokratischen Diskurs einzusetzen
„Die aktuellen Studien zeigen: Unsere Demokratie kann Desinformation aushalten, wenn wir gemeinsam gegen sie vorgehen. Was es dafür braucht, sind engagierte Nutzerinnen und Nutzer, die sich gegen die Verbreitung von Desinformation stark machen. Es braucht Plattformen, die ihre Verantwortung annehmen, ein Problem, das sie mitverursachen, auch in den Griff zu kriegen. Und zu guter Letzt braucht es demokratische Gelassenheit und jede Demokratin. Dann kriegen wir das schon hin“, kommentiert Dr. Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, die aktuellen Studien.
Schon einfache Mittel können helfen, Desinformation für Bürgerinnen und Bürger leichter erkennbar zu machen. Hier sind besonders die Plattform-Betreiber gefragt. So zeigt unsere Studie zur Wirkung von Desinformation und Interventionen, dass der Einsatz von einfachen Warnhinweisen an Posts mit faktisch-falschen Informationen hilft, Falschinformation als solche besser zu entlarven. Leicht verständliche Aufklärungstexte über die Strategien von Desinformationskampagnen, sogenanntes „Prebunking“, stellten sich in der Studie ebenfalls als wirksame Interventionen heraus. Auch nach dem Kontakt mit fehlerhaften Inhalten können Rezipierende Desinformation als solche identifizieren: Bedingung ist, dass genügend vertrauenswürdige und handwerklich saubere journalistische Quellen verfügbar sind und Nutzerinnen und Nutzer die richtigen Recherchekompetenzen aufweisen, um diese Informationen zu finden.
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