Das vergangene Jahr zeigte, dass für die Zeitungsunternehmen Erfolge und Herausforderungen nahe beieinander liegen. Einerseits entwickeln sich ihre digitalen Angebote erfreulich, ob bei E-Paper, Paid Content oder in anderen Bereichen. Andererseits ging ihr Gesamtumsatz 2023 im Kerngeschäft leicht zurück. Doch die zusätzlichen Umsätze im Digitalen sorgten dafür, dass der Gesamtumsatz (Print, E-Paper, Digital) konstant blieb. Für eine Branche, die derzeit den größten Strukturwandel in ihrer Geschichte durchläuft, ist das − besonders im Rezessionsjahr 2023 − eine beachtliche Leistung.
Die Umsätze: Vertrieb als zuverlässige Konstante
Die Erlöse sanken im Jahr 2023 um zwei Prozent auf 6,68 Milliarden Euro. Die Anzeigenumsätze nahmen um knapp sieben Prozent auf 1,66 Milliarden Euro ab. Dagegen blieben die Vertriebsumsätze mit 5,02 Milliarden Euro fast konstant. Hier gelang es, die anhaltenden Auflagenrückgänge zumindest nominal durch Preiserhöhungen auszugleichen. Der Lesermarkt steuerte erstmals 75 Prozent zu den Gesamteinnahmen bei.
Abopreise steigen deutlich
Auch 2023 erhöhten die Zeitungsverlage ihre Preise deutlich. In Westdeutschland schlugen die Regionalzeitungen beim Trägerabonnement im Durchschnitt acht Prozent auf 47,45 Euro pro Monat auf, im Osten neun Prozent auf 47,05 Euro (siehe Tabelle 3a). Am teuersten waren die Abos unverändert in Baden-Württemberg, wo die 50-Euro-Grenze mit plus sieben Prozent auf 52,92 Euro deutlich übersprungen wurde (siehe Tabelle 3c). Auch im Norden lagen die Printabos mit 50,48 Euro über dieser Schwelle. Am niedrigsten waren die Preise erneut in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland mit 45,55 Euro, auch wenn hier der Zuschlag besonders hoch ausfiel.
Bei den E-Papern war der Aufschlag mit durchschnittlich knapp vier Prozent auf 32,60 Euro geringer. Sie kosteten 31 Prozent weniger als die gedruckten Abos. Auch im Print-Einzelverkauf fielen die Aufschläge mit gut fünf Prozent auf 2,23 Euro unter der Woche niedriger aus. Ähnlich hoch waren sie bei der Samstagsausgabe, für die im Schnitt 2,57 Euro verlangt wurden. In Ostdeutschland sind die Preise im Einzelverkauf immer noch am niedrigsten, während sie sich bei den Abonnements angeglichen haben.
Unter den überregionalen Zeitungen haben zwei Titel beim Träger-Bezugspreis die Schwelle von 70 Euro im Monat übersprungen: Die Frankfurter Allgemeine Zeitung mit 75,90 Euro, die Süddeutsche Zeitung mit 74,90 Euro (siehe Tabelle 3d). Bei der E-Paper-Version ist die Preispolitik unterschiedlich: Die Süddeutsche und das Handelsblatt verlangen für die Digitalversion nur gut die Hälfte, die FAZ zwei Drittel des Print-Abos.
Zweistelliger Zuwachs beim Digitalumsatz der Zeitungen
Mit E-Paper erreichten die Verlage dank eines Zuwachses von knapp 21 Prozent erstmals fast die Umsatz-Schwelle von 500 Millionen Euro. Noch höher war der übrige digitale Umsatz mit Angeboten von Paid Content bis zu Anzeigensuchmaschinen: Er stieg um 14 Prozent auf 823 Millionen Euro. Insgesamt gewannen die Verlage bei den digitalen Umsätzen zwölf Prozent auf nun 1,32 Milliarden Euro hinzu und lagen damit das zweite Jahr in Folge über der Schwelle von einer Milliarde Euro. Durch den Erfolg im Digitalen konnten die Verlage 2023 ihre Gesamterlöse über alle Geschäftsbereiche hinweg mit 7,5 Milliarden Euro konstant halten. Dabei sind die überregionalen Zeitungen im Digitalgeschäft mit Abstand am erfolgreichsten: Sie erzielten auf diesem Weg bereits die Hälfte ihres gesamten Umsatzes. Bei den Kaufzeitungen war der Digitalbereich mit 37 Prozent ähnlich hoch. Die regionalen Zeitungsverlage liegen noch deutlich darunter. Bei ihnen machte er gut zwölf Prozent des Gesamtumsatzes von 5,93 Milliarden Euro aus. Die Tendenz ist eindeutig positiv: Im Jahr zuvor waren es erst zehn Prozent.
Der Lesermarkt: Auflagenrückgang trotz Erfolgen im Digitalen
Trotz der Erfolge beim Absatz per E-Paper hat sich der Auflagenrückgang 2023 etwas beschleunigt: Im zweiten Quartal setzten alle Zeitungen zusammen mit 13,47 Millionen Exemplaren 7,8 Prozent weniger ab als ein Jahr zuvor (siehe Tabelle 2a). Dabei nahm die verkaufte E-Paper-Auflage um sieben Prozent auf 2,68 Millionen Exemplare zu (siehe Tabelle 2b). Die Printauflage erreichte noch 10,8 Millionen Exemplare, fast elf Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die regionalen Abonnementzeitungen setzten 8,89 Millionen Exemplare ab, 6,6 Prozent weniger als im zweiten Quartal 2022. Zwar steigerten sie ihre E-Paper-Auflage um gut neun Prozent auf 1,48 Millionen Exemplare. Dem stand aber ein Rückgang der Printauflage um neun Prozent auf 7,4 Millionen Exemplare gegenüber. Die Gesamtzahl der Abonnements nahm um sieben Prozent auf 7,8 Millionen Exemplare ab. Der Einzelverkauf schrumpfte etwas stärker auf 301.900 Exemplare. Kaum verändert war der Sonstige Verkauf mit 762.700 Exemplaren. Er speiste sich zu fast drei Vierteln aus E-Papern. Bei den überregionalen Zeitungen fiel der Auflagenrückgang mit acht Prozent auf 721.200 Exemplare etwas höher aus. Sie verbesserten ihre E-Paper-Auflage nur leicht auf 310.300 Exemplare. Damit setzten sie 43 Prozent ihrer Auflage digital ab. Die Abonnements entwickelten sich bei ihnen mit minus fünf Prozent auf 505.100 Exemplare etwas stabiler. Auf diesem Weg setzten sie 70 Prozent ihrer Exemplare ab. Einen Zuwachs gab es nur beim Sonstigen Verkauf aufgrund von mehr E-Paper-Exemplaren. Die Auflage der Kaufzeitungen nahm um acht Prozent auf 1,31 Millionen Exemplare ab. Ihr Einzelverkauf entwickelte sich mit minus zehn Prozent auf 892.800 Exemplare noch etwas schwächer. Die Bordexemplare nahmen deutlich zu, was aber kaum Umsatz bringt. Die größten Auflagenverluste erlitten die Wochen- und Sonntagszeitungen mit minus 11,5 Prozent auf 2,56 Millionen Exemplare. Dabei steigerten sie ihre E-Paper-Auflage um sieben Prozent auf 707.000 Exemplare. Ihre Abonnement- Zahlen entwickelten sich mit minus 14 Prozent auf 1,6 Millionen Exemplare ebenso schwach wie der Einzelverkauf mit minus 15 Prozent.
Ausblick 2024
Die Zeitungsverlage gingen in das laufende Jahr 2024 mit der Erwartung, dass sich der Abwärtstrend bei Print ebenso verstärken dürfte wie der Aufwärtstrend im Digitalgeschäft. Das ergab die jährliche Trendumfrage des BDZV mit der Unternehmensberatung Highberg. Nach Einschätzung der Teilnehmer dürften die Abonnementzahlen um sieben Prozent abnehmen, die Vertriebs- und Werbeerlöse jeweils um zwei Prozent sinken. Gleichzeitig sollen die E-Paper-Abos um 16 Prozent zunehmen, die digitalen Werbeerlöse um 14 Prozent wachsen. Trotz des sich wandelnden Marktes und steigender Kosten behauptet sich die klassische Zeitung weiterhin auf dem Lesermarkt: In Deutschland werden erscheinungstäglich 12,64 Millionen Exemplare verkauft (Q II/2024). Davon sind 10,25 Millionen Tageszeitungen, 1,64 Millionen Wochenzeitungen und 0,75 Millionen Sonntagszeitungen.