Von Helmut Hartung, Chefredakteur www.medienpolitik.net
Während in Deutschland zwischen der Bundesregierung und den Ländern um ein neues Finanzierungsmodell für die Filmförderung gerungen wird, fördert in Österreich seit 2023 ein neues Anreizsystem, das nicht auf dem Tax-Incentive-Modell basiert, sehr erfolgreich die einheimische Filmbranche. Seit der Reform, so der österreichische Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher, habe das Programm mit dem Namen FISA+ rund 350 Millionen Euro an Wertschöpfung generiert und zudem den Werbewert und den Markenwert für ganz Österreich vorangebracht. Viele Internationale Produktionen, auch aus Deutschland, finden nun im Nachbarland statt.
In einer Pressemeldung aus dem Arbeits- und Wirtschaftsminister heißt es, dass 2023 das neue österreichische Filmstandortgesetz mit dem Förderprogramm FISA+ implementiert wurde, um für den Filmstandort Österreich positive und spürbare Wachstumsimpulse zu setzen. Dadurch würden internationale Filme, Serien und Serienfolgen sowie österreichische, nicht im Auftrag von Sendern oder Videoabrufdiensten hergestellte Filme, Serien und Serienfolgen gefördert. Aktuelle Zahlen zeigten eine sehr positive Entwicklung seit der Reform.
"Durch die Reform hin zum neuen Anreizmodell FISA+ wurde neben einer zusätzlichen Steigerung des Werbe- und Markenwerts Österreichs seit Anfang 2023 für 113 Projekte ein Gesamtzuschuss von rund 109,9 Millionen Euro genehmigt. Diese lösen mit 2.900 Drehtagen einen Österreich-Effekt von rund 347 Millionen Euro aus und bewirken einen Gesamtumsatz inkl. indirekter und induzierter Effekte von rund einer Milliarde Euro. FISA+ ist für die Filmbranche attraktiv und zieht vor allem viele internationale Projekte bzw. größere Teile davon nach Österreich", so Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher.
"FISA+ steigert den Werbe- und Markenwert für Österreich. Die Filmförderung ist gleichzeitig eine Investition in den Tourismus, wodurch nicht nur in der Filmbranche, sondern entlang der gesamten Wertschöpfungskette deutliche Effekte bemerkbar sind. Jeder Euro an Förderung durch FISA+ löst rund drei Euro an direkten Produktionsausgaben in Österreich aus. 1,20 bis 1,50 Euro an zusätzlichen Einnahmen fließen in die öffentlichen Haushalte zurück. Auch die Schaffung relevanter Infrastruktur erfährt durch FISA+ einen Auftrieb, wie zum Beispiel zwei neue Filmstudios am Hafen Wien. So sichern wir die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs als Filmstandort für die Zukunft und wecken das Interesse von internationalen Produktionen. Darüber hinaus werden qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen und gesichert sowie Produktionsinfrastruktur und digitale Expertise in einem wesentlichen Wachstumsfeld der Kultur- und Kreativwirtschaft nachhaltig aufgebaut", so Kocher.
„Jeder Euro an Förderung durch FISA+ löst rund drei Euro an direkten Produktionsausgaben in Österreich aus“
Besonders hervorzuheben, heißt es in der Meldung, sei der Dreh der HBO-Serie "The Regime" mit Kate Winslet Matthias Schoenaerts, Karl Markovics und Hugh Grant oder "The Fountain of Youth" mit Natalie Portman und John Krasinski sowie "9 Perfect Strangers" mit Nicole Kidman. "An diesen hochkarätig besetzten Produktionen, die sich für Österreich entschieden haben, könne man erkennen, dass sich der heimische Filmstandort durch die Reform der Filmförderung aufgrund seiner nunmehrigen hohen Attraktivität auch international durchsetzen kann", so Kocher.
Bisherige Hochrechnungen mit 8.000 beschäftigten Mitarbeitern deuteten auf einen erheblichen Beschäftigungseffekt hin. Dabei seien die österreichischen Filme und Serien alleine mit fast 1.200 Drehtagen an diesem Ergebnis beteiligt. Diese würden vollständig in Österreich hergestellt. Auffällig seien die relativ hohen Anteile an Drehtagen in Österreich bei internationalen Koproduktionen und Serviceproduktionen. In der Vergangenheit konnten hier nur geringere Anteile Österreichs an der Gesamtzahl der Drehtage festgestellt werden.
Wie läuft die Förderungen mit FISA+?
Das österreichische Arbeits- und Wirtschaftsminister resümiert, dass bei der Umsetzung von Filmproduktionen Planungssicherheit in Bezug auf die Finanzierung von Projekten ein wesentlicher Faktor sei. Das Anreizmodell sehe nicht rückzahlbare Zuschüsse in Höhe von bis zu 30 Prozent der förderungsfähigen Herstellungskosten in Österreich vor und könne um weitere fünf Prozent erhöht werden, wenn den Anforderungen des „Grünen Bonus“ nachgekommen werde. Im Rahmen des Gender Gap Financing könne die Zuschusshöhe für Projekte, die einen bestimmten Zielwert an weiblichen Beschäftigten in Headdepartments aufweisen, weiterhin um einen Pauschalbetrag von 25.000 Euro erhöht werden. Neben Kosten für Dreharbeiten seien auch Kosten für einzelne Produktionsteile wie Postproduktion, Filmanimation, VFX, Filmmusik, Filmton und ähnliches anrechenbar. Bemessungsgrundlage für die Höhe des Zuschusses seien 80 Prozent der Gesamtherstellkosten, höchstens jedoch die anerkannten förderbaren Kosten.
Begünstigt würden internationale audiovisuelle Produktionen jeder Länge aus den Bereichen Kino, Fernsehen und Streaming, insbesondere Serieneinzelfolgen und -staffeln, ebenso nationale und mit internationalen Partnern koproduzierte Kino-, Fernseh- und Streamingproduktionen mit österreichischem Ursprungszeugnis. Zuschüsse für internationale, nicht-österreichische Produktionen (Streaming, Kino, TV) und Produktionsteile (wie Postproduktion, Musikaufnahmen, VFX) würden wie alle weiteren Zuschüsse, also auch für rein österreichische Produktionen, von der österreichischen Förderbank aws (Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH) abgewickelt.
Antragsberechtigt seien unabhängige Produktionsdienstleistungsunternehmen mit Sitz in Österreich, die mit der Herstellung eines Films oder eines Produktionsteils beauftragt wurden. Die Maximalhöhe des Zuschusses liegt bei fünf Millionen Euro für Filme und bei 7,5 Millionen Euro für Serien. Die Auszahlung erfolgt in Raten ab Produktionsbeginn. Neben diesen Förderungen unterstützt das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft auch durch die ABA „Film in Austria“ dabei, die geeigneten Kulissen in Österreich zu finden, berät Filmschaffende aus dem In- und Ausland zu Produktionsbedingungen und Förderlandschaft Österreichs und hat mit der AUSTRIAN PRODUCERS Plattform ein online Netzwerk geschaffen, um schnell kompetente Produktionspartnerinnen und -partnern zu finden.