Mehrheit der Ostdeutschen vertraut den Öffentlich-Rechtlichen nicht

13. Mai 2025
WDR-Studie analysiert Glaubwürdigkeit und Nutzung von Medien

Eine repräsentative Studie im Auftrag des WDR zeigt: Das Vertrauen in Medien in Deutschland ist wieder gewachsen. 61 Prozent der Deutschen halten die Informationen durch Medien in der Bundesrepublik für glaubwürdig – eine Steigerung um fünf Prozentpunkte gegenüber der letzten Erhebung im Jahr 2023. Besonders gut schneiden dabei öffentlich-rechtliche Angebote und Tageszeitungen ab. Das zeigt eine repräsentative Befragung, die Infratest dimap im Auftrag des WDR durchgeführt hat.

Für unverzichtbar halten den öffentlich-rechtlichen Rundfunk 67 Prozent der Befragten (plus 3 Prozentpunkte im Vergleich zu 2023) – mit starken Mehrheiten über fast alle Parteilager hinweg. Einzig bei den Anhängern der AfD sind die Mehrheitsverhältnisse umgekehrt. Ein Blick auf die Altersgruppen zeigt jedoch ein differenziertes Bild: Während in der Gruppe, die älter als 65 Jahre sind, 77 Prozent den öffentlich-rechtlichen Rundfunk für unverzichtbar halten, sind es bei den 18-34-Jährigen nur noch 51 Prozent. Bei der Befragung 2018 hielt noch 83 Prozent ARD, ZDF und Deutschlandradio für unverzichtbar und nur 15 Prozent für verzichtbar.

Höhere Vertrauenswerte im Westen

Das Vertrauen in Institutionen und Medien in Deutschland insgesamt war in den vergangenen Jahren schwankend – nun ist es wieder gestiegen. Dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk als Institution schenken mehr als die Hälfte der Deutschen Vertrauen (55 Prozent, plus 2 Prozentpunkte). Mit Blick auf Ost und West zeigt sich allerdings ein differenzierteres Bild: In Westdeutschland geben 58 Prozent der Befragten an, in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk großes oder sehr großes Vertrauen zu haben. In Ostdeutschland überwiegt die Skepsis. Hier sagen 41 Prozent, dass sie den Öffentlich-Rechtlichen vertrauen. 54 Prozent tun das nach eigenen Angaben nicht.

Auch hier sind die Antworten abhängig vom Alter: Während 60 Prozent der Älteren ab 65 Jahre, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk vertrauen, sind es bei den 18-34-Jährigen nur 49 Prozent, 48 Prozent trauen ihm nicht.

Interessant ist ein Blick auf die Nutzung der Online-Angebote öffentlich-rechtlicher Anstalten. Obwohl der beitragsfinanzierte Rundfunk in den vergangenen Jahren hier viel investiert hat, sind diese Angebote nur für fünf Prozent der Bevölkerung die Hauptinformationsquelle, um sich über das politische Geschehen zu informieren. 2029 waren es noch neun Prozent. Insgesamt fällt auf, dass die Bevölkerung ab 18 Jahren bei vielen Bewertungskriterien die Online-Angebote schlechter beurteilt als das TV-Programm.

Bei der letzten Befragung gab es für Institutionen und Medien deutliche Einbußen. Nun können Bundesverfassungsgericht (70 Prozent) und private Rundfunksender (26 Prozent) jeweils ein Plus von vier Prozentpunkten in Sachen Vertrauen verzeichnen. Bundestag (37 Prozent), Bundesregierung (29 Prozent) und politische Parteien (20 Prozent) konnten jeweils um zwei Prozentpunkte zulegen, wobei sie trotzdem auf den hinteren Plätzen landen. Auch hier sind die Vertrauenswerte im Osten größtenteils niedriger als im Westen.

Jüngere sehen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk kritischer

Stark bewertet ist die Arbeit des öffentlich-rechtlichen Fernsehens bei der Berichterstattung über aktuelle Krisen und rund um die Bundestagswahl. Jeweils gut zwei Drittel halten diese für gut oder sehr gut. Bei der Gruppe 65+ bewerten 79 Prozent diese Berichterstattung mit sehr gut und gut, bei den 18-34-Jährigen sind es nur 57 Prozent

Nicht nur mit Blick auf Krisen und Wahl, auch bei Fragen der Glaubwürdigkeit oder Ausgewogenheit landet die Plattform TikTok in der Befragung durchgängig auf dem letzten Platz. Und auch die anderen sozialen Medien werden mehrheitlich für eher nicht oder gar nicht glaubwürdig gehalten. Das gilt auch bei den 18- bis 34-Jährigen. Dabei gibt diese Gruppe zugleich soziale Medien als ihre Hauptinformationsquelle zum politischen Geschehen an. Auch Jüngere vertrauen bislang vor allem öffentlich-rechtlichen Angeboten und Tageszeitungen.

Infratest dimap hat für die Studie vom 10. bis 27. April 2025 insgesamt 1.319 Wahlberechtigte in Deutschland befragt. Seit November 2015 war es die siebte umfassende Befragung in der Reihe.

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