Im Rahmen der Medientage München haben die Medienanstalten ihren jährlichen Bericht „Audio Trends 2024“ vorgestellt. Die Studie beleuchtet aktuelle und zukünftige Entwicklungen im Hörfunksektor, geleitet von der Frage: Wie steht es um die Radio-Digitalisierung? Erstmalig präsentieren die Medienanstalten auch eine Sonderauswertung zur Nutzung digitaler Radioprogramme, basierend auf den Reichweitendaten der agma, und ermöglichen so die Analyse von Hörgewohnheiten und Verbreitungswegen sowie deren zukünftige Entwicklung. 49 Mio. Personen nutzen digitale Radioprogramme – das sind ¾ aller Radiohörenden. Mehr als 65 Millionen Personen in Deutschland nutzen lineares Radio, egal ob am Radiogerät oder online. Drei von vier von ihnen nutzen (auch) digitales Radio über das Internet oder über DAB+. Die Netto-Digitalisierungsquote liegt damit bei 75 Prozent.
Bislang weist die ma Audio noch keinen Nettowert für die digitale Radionutzung über DAB+ oder Webradio aus. Behelfsmäßig werden daher die Befragungsergebnisse aus der ma Radio berichtet. Basis: 65,238 Mio. Personen ab 14 Jahren in Deutschland, die in den letzten 4 Wochen lineares Radio gehört haben; Quelle: ma 2024 Audio II.
Knapp 15 Millionen Personen nutzen in einem Zeitraum von vier Wochen Webradio, unabhängig davon, ob sie die linearen Radioprogramme über ihr Smartphone, ein Internetradio oder ein anderes verbundenes Gerät hören. Dies entspricht einem weitesten Hörerkreis von 23 Prozent. Etwas mehr als fünf Millionen Personen nutzen Webradio täglich. Bezogen auf die lineare Radionutzung an einem Durchschnittstag entspricht das knapp einem Zehntel. Die Verweildauer liegt bei durchschnittlich 115 Minuten am Tag. Knapp jede 3. Person im Weitesten Hörerkreis nutzt digitalen Radioempfang über DAB+, im Durchschnitt 155 Minuten lang.
Digitalradio wird insbesondere von den mittleren Altersgruppen stark genutzt. Via Webradio wird in den meisten Altersklassen gut ein Viertel der Radiohörenden erreicht. Lediglich die über 50-Jährigen und die 20- bis 29-Jährigen liegen etwas unter dem Durchschnitt. DAB+ erzielt in der Spitze bis zu 36 Prozent Reichweite im WHK bei den 40- bis 49-Jährigen und liegt auch sonst deutlich über der Webradionutzung.
Nutzung von Webradio und DAB+ nach Altersgruppen
DAB+ erfreut sich insbesondere in Bayern, dem Saarland und in den mitteldeutschen Ländern Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt besonders großer Beliebtheit. Ein Drittel oder mehr der Personen im jeweiligen Bundesland haben DAB+ in den letzten vier Wochen genutzt. Etwa jeder Fünfte hört täglich Digitalradio über DAB+.
Dr. Eva Flecken, Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM): „Mit den ‚Audio Trends‘ unterstützen wir die Branche und die Medienpolitik dabei, sich auf die Herausforderungen der Digitalisierung einzustellen. Der Bericht bietet eine verlässliche Datenbasis, um auf Entwicklungen wie die zunehmende digitale Radionutzung und den Einsatz von KI angemessen zu reagieren.“
Die Sonderauswertung der ma 2024 Audio II verdeutlicht, dass mittlerweile 75 Prozent der Radiohörenden in Deutschland digitale Angebote nutzen. Das digitale Radio, ob über DAB+ oder das Internet, ist aus dem Alltag von 49 Millionen Menschen nicht mehr wegzudenken. Das entspricht drei Viertel aller Hörerinnen und Hörer. Webradio und – an deutlich führender Stelle – DAB+ erfreuen sich großer Beliebtheit. Während DAB+ insbesondere von den mittleren Altersgruppen stark genutzt wird, erreicht Webradio über alle Altersklassen hinweg in etwa gleicher Verteilung Hörerinnen und Hörer.
Künstliche Intelligenz verändert die Radiolandschaft – Grenzgang zwischen Effizienzsteigerung und Publikumstäuschung
Der „Audio Trend Radar“ widmet sich den Möglichkeiten und Grenzen von KI im Audiobereich, veranschaulicht diese in Use- und Show-Cases und zeigt, wie die Digitalisierung des Radios unaufhaltsam voranschreitet. Erste vollautomatisierte, KI-gesteuerte Radiosender sind bereits auf dem Markt und konkurrieren mit herkömmlichen Programmen. Mit KI erstellte Inhalte, wie automatisierte Moderationen und Text-to-Speech-Umwandlungen, finden zunehmend Anwendung. Insbesondere die Verantwortung beim Einsatz von KI wird kritisch beleuchtet. Hier stellt sich die Frage, wo die Grenze zwischen Effizienzsteigerung und Täuschung des Publikums verläuft.
Ruth Meyer, Direktorin der Landesmedienanstalt Saarland und verantwortlich für die „Audio Trends“, betont: „Die Medienanstalten setzen klare Leitplanken für den KI-Einsatz im Hörfunk: Die Vielfalt darf nicht leiden, der Einfluss von KI muss transparent bleiben, und die Letztverantwortung liegt immer bei Menschen. Gerade im sensiblen journalistisch-redaktionellen Bereich müssen Vorkehrungen getroffen werden, um Manipulationen der öffentlichen Meinungsbildung zu verhindern.“