Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist dem Monitoringbericht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zufolge 2021 mit einem Gesamtumsatz von 175,4 Milliarden Euro um rund 4,8 Prozent gegenüber 2020 gewachsen und zeigt damit nach den Corona-bedingten Umsatzeinbrüchen Erholungszeichen. Ganz überwiegend konnten die Teilmärkte der KKW 2021 wieder wachsen – aber auf deutlich geringerem Niveau als vor der Pandemie. Die Bruttowertschöpfung der Kultur- und Kreativwirtschaft wuchs 2021 um 5,2 Prozent gegenüber 2020 auf rund 103,7 Mrd. Euro und liegt damit in etwa auf dem Niveau des Maschinenbaus. Die Gesamterwerbstätigenzahl in der Branche blieb 2021 mit rund 1,8 Millionen Personen stabil.
Die Umsatzentwicklung der Teilmärkte der Kultur- und Kreativwirtschaft war 2021 sehr unterschiedlich: Einige Teilmärkte verzeichneten nach den Corona-bedingten Umsatzeinbrüchen 2021 Erholungstendenzen (z.B. Film +7,9%, Werbung +7%, Design +6,7%, Darstellende Kunst +6,2%, Architektur +5,1%), andere Teilmärkte weisen geringe Umsatzsteigerungen (Musik +0,8%, Buchmarkt +1,8%) oder gar sinkende Umsätze auf (Pressemarkt -1,3%, Kunstmarkt -2%).
Filmwirtschaft 2021
Nach großen Umsatzverlusten von über 20 Prozent im Jahr 2020 (7,9 Mrd. EUR Umsatz) setzte die deutsche Filmwirtschaft im Jahr 2021 insgesamt rund 8,6 Mrd. EUR um. Dies entspricht einem Umsatzwachstum von rund 8 Prozent gegenüber 2020. Nahezu alle Zweige der Filmwirtschaft konnten dabei gegenüber dem Vorjahr wieder ein Umsatzwachstum verzeichnen, wenn auch zum Teil – insbesondere im Kino-Bereich – auf deutlich geringerem Niveau als vor Corona. Auch bei der Beschäftigung gab es 2021 in der Filmwirtschaft einen leichten Anstieg auf 119.110 erwerbstätige Personen (+0,4 Prozent ggü. 2020). Die Zahl der geringfügig Beschäftigten sank jedoch stark um -14 Prozent, insbesondere bei den Kinobetrieben.
Nach den Einschnitten 2020 und den bereits 2021 spürbaren Erholungstendenzen in der deutschen Filmwirtschaft ist 2022 mit einem weiteren Wachstum bei den Umsatzzahlen zu rechnen. Einer positiven Auftragslage im Produktionssektor stehen dabei die Auswirkungen des Fachkräftemangels sowie eine teilweise für 2023 befürchtete Rezession entgegen. Die Umsätze von Kinos und Filmverleihern steigen 2022 deutlich an, bleiben aber unter Vorkrisenniveau. Mit Umsätzen i. H. v. rund 9,3 Mrd. EUR wird das Vor-Corona-Umsatzniveau auch insgesamt noch nicht wieder erreicht.
Filmwirtschaft: Trends und Herausforderungen
Die Corona-Krise stellte die Filmwirtschaft in Deutschland vor große Herausforderungen, die sich weiterhin nachhaltig auf alle Bereiche der Branche auswirken. Die Filmproduktionsbranche erwies sich durch die schnelle Adaption von Drehauflagen sowie unterstützende Maßnahmen von Bund und Ländern als resilient und profitiert weiterhin von einer hohen Auslastung. Das Wachstum wird jedoch gebremst durch den Fachkräftemangel, der vor allem im Produktionsmanagement zu kritischen Personalengpässen führt. Hinzu kommen stark steigende Energie- und Materialkosten, zudem wird teilweise eine Rezession und ein damit verbundener Auftragsrückgang befürchtet. Analog zur Produktionsbranche verringert sich auch die Wachstumsdynamik der technischen Dienstleister und Postproduktionsunternehmen zunehmend. Für Kinobetriebe und Filmverleiher führte die Corona-Krise zu besonders einschneidenden und nachhaltigen Veränderungen. Zwar konnten Kinoschließungen durch die staatlichen Ausfallsfonds weitgehend vermieden werden, jedoch wurden die Auswertungsfenster deutlich zugunsten von Streaming-Plattformen verschoben. Einer bisher verhaltenen umsatzseitigen Erholung stehen nun stark steigende Kosten für die energieintensiven Kinobetriebe gegenüber. Im Home-Video-Markt wird das anhaltende Wachstum der Umsätze vor allem von Streaming-Plattformen getrieben, während sich der physische Markt weiterhin deutlich rückläufig entwickelt.
Rundfunkwirtschaft 2021
Nach den Umsatzeinbrüchen im Jahr 2020 erreichte die private Rundfunkwirtschaft im Jahr 2021 steigende Zahlen. Mit einem prognostizierten Gesamtumsatz von rund 8,1 Mrd. EUR betrug das Wachstum gegenüber 2020 rund 4 Prozent (2020: 7,8 Mrd. EUR). Das vorübergehende Marktwachstum resultierte aus der Erholung der Umsätze bei den privaten Fernseh- und Hörfunkveranstaltende. Weitere Umsatzverluste verzeichneten laut Prognose dagegen die selbständigen Journalistinnen und Journalisten sowie Pressefotografinnen und -fotografen (-8,1 Prozent). 2021 waren 63.998 Personen in der Rundfunkwirtschaft erwerbstätig. Gegenüber 2020 war die Zahl damit rückläufig, wobei die Anzahl der geringfügig Beschäftigten besonders stark zurückging (-8,6 Prozent gegenüber 2020).
Nach den deutlichen Umsatzeinbrüchen im ersten Pandemie-Jahr waren in der Rundfunkwirtschaft 2021 Erholungstendenzen spürbar. Das Jahr 2022 wird die Branche jedoch voraussichtlich mit einem Umsatzrückgang abschließen. Grund sind vor allem die Rückgänge im Kerngeschäft Fernseh- und Hörfunkwerbung, die auch durch die Zugewinne im Streaming-Bereich nicht komplett aufgefangen werden können1. Die Umsätze liegen damit 2022 nach der Prognose weiterhin deutlich unter Vor- Pandemie-Niveau.
Rundfunkwirtschaft: Trends und Herausforderungen
Die deutsche Rundfunkwirtschaft war nach den Einschnitten durch die Pandemie durch zwischenzeitliche Erholungstendenzen im Werbemarkt und einen wachsenden Pay-TV- und Pay-Video-Markt gekennzeichnet. Ende 2022 steht die Branche vor starken Herausforderungen. So sind die Werbeumsätze im klassischen Rundfunkgeschäft rückläufig. Der Verband Privater Medien (VAUNET) erwartet für 2022 einen Rückgang der Werbeumsätze im Fernsehen um -6 Prozent und im Radio um -3 Prozent. Auch die zweistellig wachsenden Werbeumsätze im Streaming-Bereich können diese Rückgänge nicht kompensieren. Positive Tendenzen gibt es vor allem im Bereich der Bezahlangebote. Für Pay-TV wird ein Anstieg um rund 1 Prozent auf rund 2,3 Mrd. EUR erwartet. Die größten Zuwächse gibt es bei den kostenpflichtigen Video-on-Demand-Angeboten (Pay-VOD, +13 Prozent auf rund 2,8 Mrd. EUR). An dieser Entwicklung partizipieren auch deutsche TV-Anbieter (bspw. die RTL Group mit RTL+, ProSiebenSat.1 mit Joyn PLUS+ und Sky u. a. mit WOW). Allerdings werden die größten Erlöse im deutschen Markt durch große internationale Anbieter (u. a. Amazon, Netflix, Disney und Apple) erzielt, die in weiten Teilen nicht in Deutschland versteuern. Der Wettbewerb durch die marktmächtigen internationalen Plattformen stellt daher eine wesentliche Herausforderung für die deutsche Rundfunkwirtschaft dar, die „mehr denn je auf einen regulatorisch fair ausbalancierten Wettbewerb [...] gegenüber globalen Tech-Plattformen angewiesen" ist. Dies gilt auch für die privaten Radioanbieter, die durch den Wettbewerb mit den öffentlichen-rechtlichen Angeboten sowie den internationalen Anbietern zunehmend unter Druck stehen.
Pressemarkt 2021
Im Jahr 2021 wurden im deutschen Pressemarkt insgesamt rund 26,7 Mrd. EUR umgesetzt, das entspricht einem leichten Wachstum von +1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Umsatzverluste verzeichneten die selbständigen Journalistinnen/Journalisten und Pressefotografinnen/Pressefotografen (-8 Prozent) sowie die Adressbuch-Verlage (-2 Prozent). Weiterhin rückläufig ist auch die Zahl der Erwerbstätigen: Insgesamt waren 218.013 Personen im Pressemarkt tätig, rund 6 Prozent weniger als 2020. Die Zahl der geringfügig Beschäftigten sank am stärksten um 11 Prozent. Der Pressemarkt konnte sich nach den Umsatzeinbrüchen infolge der Corona-Pandemie von -6 Prozent (2020 gegenüber 2019) zwischenzeitlich stabilisieren, jedoch sind für 2022 wieder sinkende Zahlen zu erwarten. Die bereits vor der Pandemie langjährig rückläufigen Print-Auflagenzahlen sowie steigende Energie- und Papierpreise führen im Jahr 2022 zu Umsatzverlusten von voraussichtlich rund -2 Prozent.
Pressemarkt: Trends und Herausforderungen
Zwar gab es in der Zeitungsbranche nach den Einbrüchen im ersten Corona-Jahr tendenziell eine Markterholung vor allem durch wieder angestiegene Anzeigenerlöse, vor allem im Zeitschriftenmarkt zeichnet sich jedoch auch für 2022 und die folgenden Jahre eine äußerst negative Marktentwicklung ab. Bis 2024 sind laut einer Erhebung von 2021 rund ein Drittel der Zeitschriftentitel existenzgefährdet, darunter bis zu 80 Prozent der konfessionellen Medien, bis zu 30 Prozent der Fachmedien-Titel sowie bis zu 20 Prozent der Publikumsmedien in Deutschland. Die Situation hat sich 2022 noch einmal verschärft. Nicht nur die Auswirkungen der Corona-Pandemie, sondern auch die akuten politischen und wirtschaftlichen Krisen treffen den Pressemarkt unmittelbar, u. a. im Zuge des sinkenden Medienbudgets auf der Konsumentenseite sowie gestiegener Kosten auf der Unternehmensseite. Steigende Energie- und Papierpreise stellen für Verlage sowie kleine und mittelständische Betriebe der Branche eine Herausforderung dar. Dies betrifft vor allem die Produktion im Printbereich, der aufgrund seines nach wie vor großen Umsatzanteils essenziell für den Markt ist. Der digitale Wandel nimmt auch im Pressemarkt zukünftig eine wichtige Rolle ein. Zeitungs- und Zeitschriftenhäuser setzen verstärkt auf digitale Angebote, Inhalte werden vermehrt digital als Paid-Content-Angebot oder E-Paper vermarktet. Auf diesem Weg werden bereits erfolgreich Einnahmen erzielt, die die Einbußen aus dem Print-Segment bislang jedoch nicht ausgleichen können. Der Wandel gewinnt dennoch zunehmend an Tempo. Erstmals setzten die Zeitungsverlage 2021 mit ihren digitalen Angeboten mehr als 1 Mrd. EUR um. Mit 365 Mio. EUR stammte gut ein Drittel der Digitalerlöse aus dem Vertrieb von E-Paper-Exemplaren. Hinzu kamen noch 657 Mio. EUR andere digitale Umsätze.
Der Monitoringbericht wurde von der Goldmedia GmbH, der Hamburg Media School (HMS) sowie Professor rer. oec. Rüdiger Wink (HTWK Leipzig) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz erarbeitet. Es handelt sich um eine Folgeerhebung der jährlich erscheinenden Monitoringberichte zum Stand und zu den Perspektiven der Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland. Den Bericht und weitere Informationen zur Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung finden Sie unter www.kultur-kreativwirtschaft.de.