TikTok als Schauplatz des politischen Diskurses

18. Februar 2025
Projekt von BR Recherche / BR Data und Partnern zur politischen Meinungsbildung von TikTok

Wie und von wem werden politische Inhalte auf der digitalen Plattform TikTok vermittelt? Mit dieser Frage beschäftigt sich ein Team aus Journalistinnen und Journalisten des Bayerischen Rundfunks und der Stuttgarter Zeitung / Stuttgarter Nachrichten zusammen mit Forschern des Weizenbaum-Instituts Berlin und der Uni Zürich - vor allem mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl.

Digitale Plattformen wie TikTok sind längst mehr als nur Unterhaltungsmedien – sie sind zu zentralen Schauplätzen des politischen Diskurses geworden. Besonders junge Wählerinnen und Wähler zwischen 18 und 29 Jahren nutzen TikTok, um sich über Politik zu informieren. In einem interdisziplinären Projekt untersuchen der Bayerischen Rundfunk und die Stuttgarter Zeitung / Stuttgarter Nachrichten zusammen mit Wissenschaftlern aus Berlin und Zürich die Rolle von TikTok bei der politischen Meinungsbildung.

Das Rechercheteam ist darauf angewiesen, dass Nutzerinnen und Nutzer von TikTok ihre Datenhistorie für die Auswertung zur Verfügung stellen. Laut Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) haben sie das Recht, die über sie gespeicherten Daten einzusehen. Über die TikTok-App kann die Datenauskunft unkompliziert angefordert und anschließend ab sofort über ein Datenspende-Portal des Weizenbaum Instituts und der Universität Zürich hochgeladen werden. Der BR hat keinen Zugriff auf die hochgeladenen Daten. Diese werden dem BR vom Weizenbaum Institut in anonymisierter Form zur Auswertung zur Verfügung gestellt. Die Daten zeigen, welche politischen Videos die Nutzerinnen und Nutzer auf TikTok angesehen und welche auf der „For You“-Seite von TikTok vorgeschlagen wurden.

Die zur Verfügung gestellten Daten werden ausschließlich zu Forschungs- und Recherchezwecken genutzt und nicht an Dritte weitergegeben. Nach Abschluss der Auswertung berichtet der BR voraussichtlich Anfang März darüber, welche politischen Botschaften Nutzerinnen und Nutzer auf TikTok erreicht haben.

Herzlich willkommen zum Projekt "Dein Feed, Deine Wahl" (https://dein-feed-deine-wahl.de/studie/tiktok/briefing/)

Ziel des Projekts

Dieses Projekt wird vom Weizenbaum Institut in Berlin zusammen mit der Universität Zürich durchgeführt. Journalistinnen und Journalisten des Bayerischen Rundfunks und der Stuttgarter Zeitung/ Stuttgarter Nachrichten werten die Daten zusammen mit den Forschungseinrichtungen aus. Wir untersuchen, welchen politischen Kanälen deutsche Nutzerinnen und Nutzer auf TikTok begegnen und wie dies mit dem Abstimmungsverhalten zusammenhängt. Außerdem untersuchen wir die Informationsnutzung auf TikTok im Allgemeinen.

Teilnahmebedingungen

Um teilnehmen zu können, benötigst du einen TikTok-Account, den du gelegentlich nutzt. Deine Daten sind für uns auch wertvoll, wenn du auf TikTok keinen politischen Inhalten begegnest.

Um teilzunehmen, musst du mindestens 18 Jahre alt sein. Die Teilnahme ist freiwillig und du kannst jederzeit die Spende oder die Befragung ohne Angabe von Gründen abbrechen.

Welche Daten werden gesammelt?

Bei diesem Projekt sind wir an den folgenden Nutzungsdaten interessiert:

  • Welche Inhalte (bspw. Posts, Livestreams und Werbung) du dir auf TikTok angeschaut hast, bzw. welche Inhalte dir angezeigt wurden.
  • Deine Interaktionen mit Inhalten auf TikTok (zum Beispiel Likes, Shares und Kommentare)
  • Welchen Accounts du auf TikTok folgst, welche du geblockt hast, und wer dir folgt.
  • Nach welchen Stichworten und Inhalten du auf TikTok gesucht hast.
  • Wann du selbst gepostet hast (nur der Zeitpunkt, nicht der Inhalt).

Es werden keine Daten erhoben, über die wir dich als Person oder deinen Account unmittelbar identifizieren können.

Was passiert mit deinen Daten?

Die Antworten zum Fragebogen und die gespendeten Daten werden auf einem sicheren Server des Weizenbaum Instituts DSGVO-konform gespeichert und ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke verwendet. Die Daten werden in anonymisierter und aggregierter Form von Forschenden des Weizenbaum Instituts, der UZH Zürich, und von Datenjournalisten des Bayerischen Rundfunk (ARD) und der Stuttgarter Zeitung ausgewertet. Die Daten werden nicht kommerziell genutzt. https://dein-feed-deine-wahl.de/

 

Ergebnisbericht: Tagebuch-Studie Bedeutung von TikTok und Instagram als politische Informationsmedien für Junge Menschen (Dezember 2024)

Es gab bisher mehrere Studien, die sich mit der politischen Meinungsbildung von TikTok befasst haben. So hat die Landesanstalt für Medien NRW im Dezember 2024 die Ergebnisse einer Tagebuchstudie veröffentlicht. (https://www.medienanstalt-nrw.de/fileadmin/user_upload/Forschung/Online-Tagebuchstudie_Ergebnisbericht.pdf

Methode: 7 Tage Online-Tagebuch, mit offenen Fragen, die mittels Screenshots, Text- oder Sprachnachricht beantwortet wurden Stichprobengröße: n = 50 Teilnehmende.

Aus der Tagebuchstudie: Bedeutung von TikTok und Instagram für die politische Meinungsbildung:

Einfluss auf das Interesse

TikTok und Instagram können das Interesse von Jugendlichen für politische Inhalte wecken, weil:

  • Neue Themen einfach und bequem zugänglich sind
  • Gut aufbereitete Beiträge Aufmerksamkeit und Motivation erzeugen
  • Emotionalität der Beiträge eine höhere Identifikation mit den Themen erschaffen kann
  • Durch Emotionen und Humor Spannung und Unterhaltungswert entstehen können

Einfluss auf die politische Informiertheit

Politische Beiträge auf TikTok und Instagram sind bedeutend für die Informiertheit der Jugendlichen, weil:

  • Nutzung von weiteren Quellen nur teilweise erfolgt
  • Informationen schnell und ohne Aufwand konsumiert werden können
  • Kurze und leicht verständliche Aufbereitung der Inhalte möglich ist
  • Nicht-politisch Interessierte Informationen passiv aufnehmen können (größere Zielgruppe wird erreicht)

Einfluss auf die politische Meinung

Das politische Interesse und die politische Informiertheit werden stark von sozialen Medien beeinflusst. Viele Jugendliche sind sich der Gefahren von Informationen in sozialen Medien bewusst, hinterfragen diese aber trotzdem kaum kritisch. Dadurch steigt das Risiko, dass ihre politische Meinung unbewusst beeinflusst wird

 

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