
Vertrauen in Medien und Vertrauen in Demokratie gehen Hand in Hand: Wer etablierten Medien misstraut, äußert häufiger eine kritische Haltung gegenüber der Demokratie. Die repräsentative Online-Befragung der Medienanstalten zeigt, dass sechs von zehn Befragten den etablierten Medien vertrauen – und dass Medienvertrauen, Demokratiezufriedenheit und Parteipräferenz eng miteinander verknüpft sind. Medientypologie als Spiegel der politischen Landschaft.
Der Info-Monitor verdeutlicht mit einer Medientypologie die enge Verbindung zwischen der Einstellung zu Medien und politischen Präferenzen:
- „Überzeugte“ (22 Prozent): vertrauen stark in etablierte Medien und bewerten sie fast ausschließlich positiv
- „Kritische“ (45 Prozent): schätzen etablierte Medien, hinterfragen diese aber differenzierter
- „Skeptische“ (26 Prozent): vertrauen weniger und greifen zunehmend auf alternative Informationsquellen zurück
- „Ablehnende“ (7 Prozent): bewerten etablierte Medien fast ausschließlich negativ und haben wenig Vertrauen; stehen dem politischen System häufig kritisch gegenüber
Die Ergebnisse verdeutlichen außerdem: Personen, die den Medien vertrauen („Überzeugte“ und „Kritische“), sind auch zufriedener mit der Demokratie. Hingegen sind unter den „Skeptischen“ und „Ablehnenden“ deutlich häufiger skeptische oder ablehnende Haltungen auch gegenüber dem politischen System vertreten. Rund 60 Prozent der Befragten vertrauen den etablierten Medien. Besonders hoch ist dieses Vertrauen unter Jüngeren und Menschen mit hoher formaler Bildung, während es in Ostdeutschland und unter AfD-Affinen am geringsten ausgeprägt ist. Die Studie zeigt zudem eine direkte Verbindung zwischen Medienvertrauen und Demokratiezufriedenheit: Wer etablierten Medien misstraut, steht auch dem politischen System kritisch gegenüber und umgekehrt – besonders ausgeprägt in Ostdeutschland und bei AfD-Affinen.
Soziale Medien: Ungezielter Konsum und wenig Vertrauen in Informationen
Menschen informieren sich heute anders – oft ungezielt, besonders in Sozialen Medien, wo Informationen beiläufig konsumiert werden, während klassisch informierte Gruppen gezielt Nachrichtenquellen ansteuern. Das beeinflusst nicht nur die Wahrnehmung politischer Debatten, es erschwert auch die bewusste Auseinandersetzung mit Informationen und das Vertrauen in deren Glaubwürdigkeit. Gleichzeitig genießen soziale Medien das schlechteste Image unter den Informationsquellen: Die Mehrheit fordert strengere Maßnahmen der Plattformen gegen Desinformation.
Nachrichtenvermeidung und Desinformation: Wie Medien Vertrauen zurückgewinnen können
Ein Viertel der Befragten vermeidet Nachrichten bewusst – oft wegen der hohen Dichte negativer Berichte oder mangelnden Vertrauens in die Inhalte und Absender. Zudem betrachten vier von fünf Befragten Personalisierung, Desinformation und Hassrede in sozialen Netzwerken als Bedrohung für Gesellschaft und Demokratie. Die Erwartungen an Medien sind klar: Ein stärkerer Fokus auf Relevanz, Aufklärung und Transparenz ist notwendig, um Vertrauen in Medien und politische Prozesse zu stärken.
Der Info-Monitor 2025 auf einen Blick
- Der Info-Monitor der Medienanstalten dokumentiert, wo und wie sich die Bevölkerung in Deutschland zum aktuellen Zeitgeschehen informiert. Nutzung: Der Bedarf in der Bevölkerung an Informationen zum aktuellen Zeitgeschehen ist groß. Mehr als 90 Prozent interessieren sich für aktuelle Themen und informieren sich mindestens wöchentlich. Die sog. etablierten Medien erfüllen diesen Bedarf nur (noch) bedingt, weil nur 60 % der Befragten die für sie relevanten Themen aufgegriffen sehen. 34 % sehen ihre Themen nicht repräsentiert. Vertrauen: Der Info-Monitor belegt einen klaren Zusammenhang zwischen Medienvertrauen und Demokratiezufriedenheit: Von den etablierten Medien Überzeugte (22 %) und diese kritisch Betrachtende (45 %) sind meist auch mit der Demokratie in Deutschland zufrieden. Skeptische (26 %) und Ablehnende (7 %) äußern häufiger systemkritische Ansichten.
- Nutzungsmuster und Medienvertrauen dieser Gruppen variieren stark: Von den etablierten Medien Überzeugte bevorzugen öffentlich-rechtliche Angebote und Tageszeitungen, Skeptische nutzen deutlich häufiger Suchmaschinen, Soziale und sog. alternative Medien. Ablehnende vertrauen vor allem Videoplattformen, sog. alternative Medien und Suchmaschinen. Skeptische vertrauen vor allem öffentlich-rechtlichen Angeboten, Informationen der Tageszeitungen und von privaten Radiosendern. Vertrauenswürdigkeit sozialer Medien: Die nicht gezielte Informationsnutzung zum aktuellen Zeitgeschehen überwiegt. Besonders stark ausgeprägt ist die Nebenbei-Nutzung bei Sozialen Medien, die vor allem für Jüngere eine wichtige Informationsquelle darstellen. Die Vertrauenswürdigkeit von Sozialen Medien als Nachrichtenquelle fällt gleichzeitig gering aus. Die große Mehrheit sieht in Personalisierung, Desinformation und Hassrede eine Bedrohung für Gesellschaft und Demokratie – und findet, dass die Anbieter der Social-Media-Plattformen zu wenig gegen diese Phänomene tun.
Generelles Informationsverhalten und Medienvertrauen
- Gut vier von zehn Befragten geben an, dass sich ihr Informationsnutzungsverhalten in den letzten fünf Jahren verändert hat. Spontan wird vor allem eine vermehrte Nutzung des Internets und digitaler Medien angeführt.
- Mehr als 90 Prozent interessieren sich für aktuelle Themen und informieren sich mindestens wöchentlich. Ein Viertel meidet manchmal bewusst Nachrichten – meist aufgrund der vielen negativen Inhalte, mitunter auch aufgrund eines Mangels an Vertrauen in die Inhalte/Absenderinnen und Absender.
- 60 Prozent vertrauen den etablierten Medien. Jüngere und Personen mit formal hoher Bildung haben das höchste Vertrauen. Unterteilt nach ihrer Einstellung gegenüber den etablierten Medien, zählen zwei Drittel der Bevölkerung zu den Überzeugten und Kritischen, die den Medien eher positiv gegenüberstehen. Überwiegend negative Einstellungen zeigt das Viertel der Skeptischen. Eine Minderheit von 7 Prozent lehnt die etablierten Medien ab.
- Eine Mehrheit sieht ihre Informationsbedürfnisse von den etablierten Medien ausreichend aufgegriffen. Demgegenüber erachtet ein Drittel die persönlich als relevant eingestuften Themen als unzureichend abgebildet.
- Die Ergebnisse der Studie belegen einen klaren Zusammenhang zwischen Medienvertrauen und Demokratiezufriedenheit. Von den etablierten Medien Überzeugte und diese kritisch Betrachtende sind meist auch mit der Demokratie in Deutschland zufrieden. Skeptische und Ablehnende äußern häufiger systemkritische Ansichten.
Genutzte Informationsquellen
- Die Bevölkerung in Deutschland nutzt eine Vielzahl an Informationsquellen zum aktuellen Zeitgeschehen. Öffentlich-rechtliche TV- und Radiosender, Suchmaschinen sowie lokale/regionale Tageszeitungen bilden die wichtigsten Kanäle. Öffentlich-rechtliche Angebote und Tageszeitungen genießen das größte Vertrauen.
- Gezielt werden Informationen meist bei ARD und ZDF gesucht. Insbesondere die Tagesschau ist eine zentrale Nachrichtenquelle. Außer bei den öffentlich-rechtlichen TV-Angeboten und bei lokalen und regionalen Tageszeitungen überwiegt bei allen Angeboten und Kanälen die nicht gezielte Informationsnutzung.
- Besonders stark ausgeprägt ist die Nebenbei-Nutzung bei Sozialen Medien, die vor allem bei Jüngeren eine große Rolle als Informationsquelle spielen. Digitale Dienste wie Online-Portale, News-Aggregatoren und Messenger sind auch für Ältere relevant.
- Die Nutzungsmuster variieren je nach Alter, Vertrauen in etablierte Medien und politischen Einstellungen: Befürworterinnen und Befürworter etablierter Medien bevorzugen öffentlich-rechtliche Angebote und Tageszeitungen, während Skeptikerinnen und Skeptiker deutlich häufiger Suchmaschinen, Soziale Medien oder sog. alternative Medien nutzen. Die Vertrauenswürdigkeit von Sozialen Medien als Nachrichtenquelle fällt gering aus – und deutlich geringer als die der etablierten Medien. Über die Hälfte der Befragten hält sie für skandalisierend, emotional und interessengesteuert.
- Die große Mehrheit sieht in Personalisierung, Desinformation und Hassrede eine Bedrohung für Gesellschaft und Demokratie. Eine ebenso große Mehrheit hat den Eindruck, dass die Anbieter der meisten sozialen Netzwerke nicht in angemessenem Umfang gegen Beleidigungen/Bedrohungen und Desinformation vorgehen.